Freitag, 16. August 2013

Anlageskandal - Hat die Bafin im Fall S&K geschlafen?

Die Finanzaufsicht Bafin hat möglicherweise eine Gelegenheit verpasst, den Anlageskandal um die Frankfurter S&K-Gruppe zum großen Teil zu verhindern. Das legen Schreiben nahe, die die Insolvenzverwalter der S&K-Fonds jetzt an tausende Anleger geschickt haben. 

Bafin-Eingang in Bonn: Hat die Aufsicht bei den S&K-Fonds etwas übersehen?

Hamburg - Hätte die Finanzaufsicht Bafin die Mehrzahl der geschlossenen Fonds der Frankfurter Immobiliengruppe S&K von vornherein stoppen können? Verschiedene Schreiben, die die Insolvenzverwalter der Fonds in diesen Tagen an die Investoren verschickt haben, legen diese Vermutung nahe. Hätte die Bafin eingegriffen, wäre tausenden Anlegern das inzwischen entstandene, viele Millionen Euro schwere Anlagedesaster womöglich erspart geblieben.

 Konkret geht es um die Frage, ob Fonds der S&K-Gruppe Bankgeschäfte betrieben haben, ohne die dafür erforderliche Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zu besitzen. Zwei Insolvenzverwalter haben in diesen Tagen ihre Tätigkeit in den S&K-Immobilienfonds aufgenommen - einer von ihnen ist der Meinung, dass solche erlaubnispflichtigen Bankgeschäfte betrieben wurden, der andere hält das zumindest für möglich.
Trifft es zu, so stellt sich die Frage, warum das bei der Bafin offenbar niemand bemerkt hat. Schließlich wurde jeder der Fonds der Behörde vor dem Vertrieb zur Prüfung und Freigabe vorgelegt.
Zum Hintergrund: Bis zum Februar dieses Jahres, als die Staatsanwaltschaft Frankfurt den Geschäften der S&K-Gruppe mit einer bundesweiten Großrazzia ein Ende setzte, hatte S&K gemeinsam mit dem Hamburger Emissionshaus United Investors insgesamt fünf geschlossene Immobilienfonds auf den Markt gebracht. In die Beteiligungsgesellschaften, für die mittlerweile die Insolvenzverfahren eröffnet wurden, hatten Privatinvestoren bereits mehr als 100 Millionen Euro eingezahlt.

S&K-Fonds mit unüblicher Konstruktion
Den Insolvenzverwaltern fiel nun offenbar die besondere Konstruktion der Fonds ins Auge: Die bei Anlegern eingesammelten Gelder wurden nicht wie sonst üblich direkt in Immobilien investiert, sondern als Darlehen an andere S&K-Gesellschaften weitergereicht. Letztere sollten dann die versprochenen Investitionen durchführen.
Die Krux: Bei dieser Kreditvergabe könnte es sich um ein erlaubnispflichtiges Bankgeschäft im Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG) handeln. Sollte dies der Fall sein, so hätte die Bafin den fraglichen Fonds die Freigabe wohl verweigern können. Denn eine Erlaubnis zum Betrieb von Bankgeschäften dürfte bei S&K kaum jemand besessen haben. Jens-Sören Schröder beispielsweise ist der Meinung, dass ein solches Bankgeschäft betrieben wurde. Der Anwalt der Hamburger Kanzlei Johlke, Niethammer & Partner ist Insolvenzverwalter in den drei S&K-Fonds "Deutsche S&K Sachwerte", "S&K Investment" sowie "S&K Investment Plan", in denen zusammen rund 44 Millionen Euro an Anlegergeldern stecken.
Gegenüber manager magazin online wollte sich Schröder zwar nicht äußern. In einem Brief an die Gesellschafter des Fonds S&K Investment, der manager magazin online vorliegt, schrieb er jedoch vor einigen Tagen: "Nach meiner Ansicht hat die Gesellschaft Bankgeschäfte betrieben, wofür sie keine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte." Ähnliche Mitteilungen von Schröder erhielten nach Informationen von manager magazin online auch die Investoren der beiden anderen von ihm verwalteten Fonds.

http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/zweifel-an-finanzaufsicht-bafin-im-anlageskandal-um-s-k-gruppe-a-916147.html (dort geht es noch 2 Seiten weiter)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Betrugsverfahren

Aufklärung des S&K-Anlageskandals zieht sich

die Hauptakte im S&K-Verfahren umfasst 20.000 Seiten. 85 Verdächtigen wird vorgeworfen, mit einem Schneeballsystem Anleger geprellt zu haben. Der Skandal bringt die Staatsanwaltschaft an ihre Grenzen.

Frankfurt. Der Anlageskandal um die Frankfurter S&K-Immobiliengruppe – das derzeit größte Betrugsverfahren in Deutschland – bringt die Frankfurter Staatsanwälte nach eigener Darstellung an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Die Strafverfolger ermitteln in diesem Fall derzeit gegen 85 Verdächtige, darunter gegen die beiden Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft S&K als Hauptbeschuldigte, wie Generalstaatsanwalt Hans-Josef Blumensatt am Freitag berichtete.

Sie stehen im Verdacht, mit einem sogenannten Schneeballsystem Anleger geprellt zu haben. Dabei werden die Gelder der Anleger gar nicht investiert, sondern neue Einzahlungen genutzt, um die Ausschüttungen an alte Gläubiger zu bezahlen. Wann Anklage erhoben wird oder das Strafverfahren beginnt, konnte Blumensatt noch nicht sagen. Sechs Beschuldigte sitzen derzeit in Untersuchungshaft.

Der Schaden der betrogenen Anleger bewege sich im dreistelligen Millionenbereich, sagte Blumensatt bei der Vorstellung der Bilanz zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren im vergangenen Jahr in Hessen. Nach seinen Worten können sie aber darauf hoffen, dass der Erlös aus dem Verkauf von beschlagnahmten Grundstücken im Wert von mindestens rund 35 Millionen Euro fast vollständig an sie zurückgezahlt wird.

Fünf Frankfurter Staatsanwälte kämpfen sich in dem Fall derzeit durch Hunderte von Ermittlungsakten, allein die Hauptakte umfasse 20.000 Seiten. 130 Durchsuchungsbeschlüsse und 20 Arrestanordnungen seien in diesem Zusammenhang vollstreckt worden. Dazu stand eine eigene Ermittlungsgruppe der Polizei mit 62 Beamten zur Verfügung.

Die Meldungen zur Immobiliengruppe S&K hatten insbesondere im Februar die Schlagzeilen dominiert. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt war mit 1200 Fahndern ausgerückt, hatte 130 Standorte untersucht und mindestens sechs Personen in Haft genommen

http://www.handelsblatt.com/finanzen/recht-steuern/anleger-und-verbraucherrecht/betrugsverfahren-aufklaerung-des-sundk-anlageskandals-zieht-sich/8684790.html