Es ist wie früher. Die Spielregeln diktiert er - Florian Homm. Niemand anders. Zuerst weigert er sich noch, mit der FTD zu sprechen. Warum soll er das erste Interview nach fünf Jahren im Untergrund ausgerechnet mit denen führen, die den ganzen "Bullshit" losgetreten haben, weil sie als Erste über die Kopfgeldjagd auf ihn berichtet und damit sein Leben im Exil gefährdet haben? "No way!"
Dann besinnt er sich. Aber er stellt Bedingungen. Er wählt den Redakteur aus. Er bestimmt, wo das Gespräch stattfindet. Er gibt das Datum vor. Und er wird den Redakteur vorher durchsuchen lassen. Dann wäre er bereit, und nur dann. "Der alte Florian Homm hätte nie mit Ihnen gesprochen", sagt er später. Aber jetzt sei er ein anderer Mensch. Selbstkritisch, reflektiert, geläutert - und gläubig. "Wenn ich nicht mindestens zweimal in der Woche in der Kirche bin, fühle ich mich schlecht."
Das soll der legendäre Florian Homm sein? Der Finanzhai, der vor über fünf Jahren untergetaucht ist? Der mit aufreizender Arroganz Zigarre paffte, während er die Traditionswerft Bremer Vulkan zerlegte? Der als Großaktionär den Bundesligisten Borussia Dortmund an sich riss und am Ende die von ihm gegründete Absolute Capital Management Holding (ACMH) zum Einsturz brachte?
Florian
Homm ist das Enfant terrible der deutschen Finanzszene, der Inbegriff
der skrupellosen Heuschrecke. Reich an Millionen, aber arm an Charakter.
Er galt als härtester deutscher Corporate Raider, der Unternehmen
enterte, um sie dann zu plündern. Er stieg damit zu einem der reichsten
Deutschen auf - und verschwand plötzlich über Nacht.
Seit
2007 ist er auf der Flucht, vor Behörden, Anlegern und ehemaligen
Freunden aus der Finanz- und Halbwelt, die ihn jetzt jagen lassen. In
den USA laufen Ermittlungen wegen Börsenbetrugs. Hinter ihm sind
Kopfgeldjäger und Privatdetektive her. Um diesen Mann und sein Abtauchen
ranken sich Mythen. Mal sollen ihn die Hells Angels jagen, mal heißt
es, er sei tot. Dann wieder heißt es, er arbeite jetzt als Finanzexperte
für Drogenbosse in Südamerika. Er soll sich sogar das Gesicht operiert
haben lassen, um unentdeckt zu bleiben.
Und plötzlich will das Phantom reden.
FTD Herr
Homm, jahrelang haben Sie kein Lebenszeichen von sich gegeben, und Sie
werden überall auf der Welt gesucht. Nun gehen Sie an die
Öffentlichkeit, schreiben ein Buch. Was soll das?
Florian Homm
Ich hatte den Hinweis bekommen, mich mal mit Howard Marks zu treffen,
dem einst größten Pothändler der Welt. Der hatte im Knast gesessen, eine
gemeinsame Bekannte hat uns zusammengebracht. Und als wir so
beisammensaßen, erzählte er mir, dass er ein Buch über sich geschrieben
habe, über seine Geschichte, und wie ihm das geholfen habe, einen
Lebenssinn zu erkennen. Da dachte ich mir: Gut, ich habe eigentlich auch
eine Geschichte zu erzählen. Schließlich hatte ich schon einige Zeit
nachgedacht, was ich eigentlich für ein Leben hatte und wo das noch
hinsoll. Also fing ich an, meine Geschichte aufzuschreiben.
Angeblich
geprellte Investoren haben ein Kopfgeld von 1,5 Mio. Euro auf Sie
ausgesetzt, die Botschaft verbreiteten Sie über Youtube in der ganzen
Welt. Eigentlich die beste PR für Ihr Buch, die man sich vorstellen
kann.
Homm Darauf hätte ich
sehr gern verzichtet. Familienmitglieder von mir wurden bedroht, in eine
meiner Wohnungen wurde eingebrochen, und es wurden Dokumente gestohlen.
Das hat der Sache eine schlimme Dimension gegeben, mein Umfeld wurde
plötzlich mit reingezogen.
Haben Sie Angst?
Homm
Es gibt ja nun mal dieses Video im Internet, in dem meine Jäger das
Kopfgeld präsentieren. Das hat eine Menge verändert. Denn was heißt das,
wenn es einen solchen Auftrag gibt?
Was denn?
Homm
Überlegen Sie mal: Es gibt ein paar Leute, die mich wirklich kriegen
wollen, weil sie glauben, dass bei mir noch viel Geld zu holen ist. Die
wollen mich auspressen. Aber die wissen auch: Ich bin ein krasser Typ,
ein Pitbull. Ich gebe denen nichts, die müssen mich schon foltern. Und
die wissen, sie müssten sich extrem warm anziehen, wenn sie mich
überleben ließen. Die kommen also nicht zum Händchenhalten, das Kopfgeld
ist ein verklausulierter Mordauftrag.
Jetzt übertreiben Sie aber.
Homm
Nee. In Ihrer Zeitung habe ich doch gelesen, was die mit mir machen
wollen. Festsetzen und mich zwingen, 30 Mio. Euro rauszurücken,
ansonsten würde ich ans FBI ausgeliefert. Das ist lächerlich. Das FBI
sucht mich gar nicht. Das ist Erpressung, Freiheitsberaubung.
Mindestens. Das ist strafbar. Die wollen mich plattmachen.
Homm
hat das Gespräch konzentriert begonnen und sich sehr um Besonnenheit
bemüht. Wort für Wort scheint er abzuwägen. Jetzt schaut er
misstrauisch. Keine Frage, er wähnt sein Leben in Gefahr.
Erst
zwei Tage vor dem Interview setzte sich der Verleger des Buches,
Christian Jund, mit der FTD in Verbindung. Homm sei zu einem Gespräch
bereit, sagte er, irgendwo in Europa. Der Redakteur müsse allein kommen.
Keine Fotos, keine elektronische Aufzeichnung des Gesagten, kein Handy,
auch kein Phantombild von Homm nach dem Termin. Hat er sich also
wirklich das Gesicht operieren lassen, wie spekuliert wurde? Es wäre
naheliegend, ein Typ, 2,03 Meter groß, markant, bekannt - wie sonst
könnte der so lange unerkannt untertauchen?
24
Stunden vor dem Treffen lässt Homm mitteilen, man solle sich morgen
gegen Mittag im Großraum Paris aufhalten. Am Flughafen Charles de Gaulle
angekommen, folgt die nächste SMS. Auf ins Stadtzentrum. In einer
Hotellobby ganz in der Nähe des Centre Pompidou solle man warten.
Endlose Minuten verstreichen.
Dann
erscheint ein Vertrauter Homms. "Na, dann wollen wir mal zu Herrn Homm",
sagt er. Zu Fuß geht es durch das enge Viertel. Eine gängige Methode,
um festzustellen, ob jemand folgt. In einem anderen Hotel geht es direkt
in den Fahrstuhl, raus, einen engen Gang entlang, eine schmale Treppe
hoch. Sicherheitsleute warten vor einem Zimmer. Bevor man eintritt,
filzen sie einen mit einem Metalldetektor.
Homm
ist noch nicht da. Erst fünf Minuten später betritt ein großer, braun
gebrannter Mann das Zimmer. Schlaksig und drahtig zugleich. Er stellt
sich als Florian Homm vor - und sieht auch so aus. Small Talk liegt ihm
nicht. Er ist ungeduldig, will loslegen.
Für
einen 53-Jährigen macht er einen äußerst fitten Eindruck. Ski fahre er
gern, und er angele stundenlang, Fliegenfischen, die Königsdisziplin,
erzählt er später. Er trägt Jeans, Sakko, offenes Hemd, eine große
Brille. Um den Hals eine Holzperlenkette, im Gesicht einen Fünftagebart.
Er wirkt wie ein Kunsthändler, der in Paris durch die Galerien streift.
Die Schiebermütze und den Rucksack legt er ab und lässt sich in einen
Sessel fallen, der viel zu klein wirkt für diesen großen Mann, der im
Laufe des Gesprächs immer ausufernder gestikuliert.
Wissen Sie, wer Sie "plattmachen" will?
Homm Wir sind da ziemlich weit. Ich werde alles daran setzen, die Hintermänner zu enttarnen, und sie dann neutralisieren ...
Der
Mann ringt um seinen Gemütszustand. Er bemüht sich um einen
kultivierten Ton, aber seine Stimme bebt. Wenn er in Wallung kommt, was
schnell passiert, wird sie dröhnend. Er wringt die Hände, schaut
konzentriert zu Boden, als habe er Sorge, die Kontrolle zu verlieren.
Homm ... in pazifistischer Form, natürlich. Das heißt, ich werde sie vor Gericht bringen.
Sie mutmaßen, dass hinter den Kopfgeldjägern ehemalige Kollegen von Ihnen stehen könnten.
Homm
Wie gesagt, wir werden das herausfinden. Wichtig ist: Sollte ich eines
unnatürlichen Todes sterben, werden viele unangenehme Dokumente an die
Öffentlichkeit kommen. Dafür ist gesorgt.
Ist das die Botschaft Ihres Buches, eine Drohung gegen Ihre Widersacher?
Homm
Ich habe mit dem Buch mehrere Ziele. Erst einmal habe ich meinen
persönlichen Augiasstall ausgemistet. Ich habe mir mal in Ruhe überlegt,
was für einen Mist ich die ganze Zeit über getrieben habe. Ich war
stinkreich, hatte alles, was man als Stinkreicher so hat: Villen,
Flugzeug, Privatzoo, Jacht, alles. Aber ich wusste nichts damit
anzufangen. Ich habe mich nach zwei Jahrzehnten gelangweilt und
furchtbar leer gefühlt. Mir geht es darum, junge Menschen davon
abzuhalten, dieser blinden Gier nachzugeben. Wenn ich es nur schaffe,
eine Seele zu retten, ist das Buch schon ein Erfolg.
Von der übelsten Heuschrecke zum Missionar?
Homm
Erstens haben wir nicht nur schlechte Sachen gemacht. 80 Prozent waren
gut. Zweitens: Ja, vom Saulus zum Paulus. Da bin ich ja nicht der Erste.
Homms Buch ist Bitte und Abbitte zugleich.
Es ist vielleicht seine letzte Chance, das Leben im Untergrund zu
beenden. In 130 Ländern will Homm sich die letzten Jahre aufgehalten
haben, in ständiger Sorge aufzufliegen. Das stresst. Und es hat Spuren
hinterlassen.
Vor allem aber will er sich
aussöhnen mit seiner Familie, mit seiner Ex-Frau und seinen beiden
Kindern. Und er will zurück ins Berufsleben. 25 produktive Jahre habe er
noch vor sich, sagt er. Die wolle er nutzen und Gutes tun. Im Exil habe
er Maximum Impact Medicine gegründet, eine karitative Organisation mit
Sitz in Irland. Er wolle Geld einsammeln für Impfungen gegen
Infektionskrankheiten - und so Tausende Leben retten. Das ginge nur,
wenn kein internationaler Haftbefehl gegen ihn erlassen werde, wenn er
keine Kugel in den Kopf bekäme, entführt oder in irgendeinem Gefängnis
verrotten würde. Kann man ihm das alles wirklich abnehmen? Oder ist es
nur ein riesengroßer Bluff?
Hat sich Ihr persönlicher Wunsch erfüllt, haben Sie wieder Kontakt zu Ihren Kindern?
Homm
(reckt die linke Faust in die Höhe) Ja, ich habe die Kids getroffen!
Sie sind jetzt 15 und 18 Jahre alt. Ich glaube, sie haben verstanden,
warum ich so war, wie ich war. Ich hoffe das zumindest. Ich habe das
Buch den Kids gewidmet - und sie um Verzeihung gebeten.
Wie waren Sie als Vater?
Homm
Na, eigentlich nicht präsent. Ich war schon hin und wieder anwesend auf
Mallorca, aber nur körperlich. Wenn unsere Hausangestellten Essen
serviert haben, hat die Familie unten gegessen, mir wurde das Essen nach
oben auf meinen Schreibtisch gestellt. Ich habe lieber die achtzehnte
Ableitung von irgendetwas kalkuliert, um den Aktienkurs eines
Unternehmens vorherzusehen, als mit meiner Familie zusammen zu sein. Ich
wollte die Milliarde knacken.
Ein
Leitmotiv in Homms Buch ist die Hassliebe zu seinem Großonkel, der
Versandhauslegende Josef Neckermann. Einerseits beschmutzt er sein
Andenken. Andererseits würdigt er ihn als die Triebfeder seiner
Erfolgsgier, vergöttert ihn als Idol. Homm wollte erfolgreicher sein als
Neckermann. Und Erfolg setzt er mit Geld gleich. Zudem macht er seine
zerrüttete Familie, seine schwierige Jugend verantwortlich für sein
Wesen als Emotionskrüppel.
Sie tragen einen Ring. Sind Sie wieder verheiratet?
Homm Meinen Sie, ein Florian Homm dürfte noch einmal heiraten?
Keine Ahnung. Haben Sie?
Homm Belassen wir es dabei. Aber immerhin, gut beobachtet.
Haben
Sie zu Ihrer Ex-Frau wieder Kontakt, für die Sie in Ihrem Buch eine
Liebeserklärung abgeben und die so großen Anteil an Ihrem geschäftlichen
Erfolg hatte?
Homm Sie
erlaubt den Kontakt zu den Kindern, dazu ist sie in keiner Weise
juristisch verpflichtet. Sie ist wirklich clever. Ich hatte anfangs
geschafft, ihr nur zehn bis fünfzehn Prozent unseres Vermögens zu
überlassen, so rund 30 Mio. Euro. Da war ich unglaublich stolz drauf.
Wie peinlich ist das denn! Na ja, sie hat das dann gemerkt und mir die
Hölle heiß gemacht. Schließlich habe ich mehrfach nachgebessert. Ich
verstand mich ja als Corporate Raider. Aber sie war, jetzt am Ende, fast
noch besser.
Homm spricht akzentfreies
Deutsch mit leicht hessischem Einschlag und einem bunten Wortschatz -
obwohl er, wie er sagt, in den Jahren seiner Flucht vielleicht nur 30
bis 40 Stunden Deutsch gesprochen habe, hauptsächlich mit seiner Mutter.
Die Arbeit an der deutschen Fassung seines Buches habe ihn wieder an
seine Muttersprache gewöhnt, sagt Homm.
Die
Einnahmen aus dem Verkauf Ihres Buches wollen Sie der Liberia-Stiftung
spenden, die in Monrovia eine Schule unterhält. Sie selbst haben die
Stiftung einst ins Leben gerufen und Sie mit knapp 1 Mio. Euro
unterstützt. Sie hatten auch einen Diplomatenpass von Liberia ...
Homm ... den habe ich noch.
Komisch,
uns hat der Botschafter Liberias in Paris mitgeteilt, der Ausweis sei
längst abgelaufen, und er sei nicht verlängert worden.
Homm
Er ist noch gültig, bis zum 11. November dieses Jahres. Ich war zudem
Kulturattachée Liberias an der Botschaft in Paris. Übrigens, mit Ihrer
Berichterstattung über mich haben Sie andere in den Schmutz gezogen.
Liberia zum Beispiel, eines der ärmsten Länder der Welt. Gute Projekte
haben Sie in ein schlechtes Licht gerückt. Das ist einer der Gründe,
warum ich so wütend auf die FTD war. Liberias Botschafter war sehr
erbost.
Woher wollen Sie das denn
wissen? Sie haben doch seit Jahren keinen Kontakt mehr. Das hat uns der
Botschafter sogar schriftlich gegeben.
Homm
(lacht) Wollen Sie E-Mails sehen, einige Mitarbeiter befragen oder mit
Zeugen sprechen? In den letzten drei Jahren musste ich zwangsläufig
meine Tätigkeit reduzieren, trotzdem gab es Kontakt. Ich war ja auch in
Paris, wie Sie selbst geschrieben haben, um mich mit meiner Mutter zu
treffen. Warum auch nicht? Ich bin akkreditierter Diplomat bei der
Unesco, und es gibt keinen internationalen Haftbefehl gegen mich. Oder
haben Sie einen gesehen?
Nun, die
US-Börsenaufsicht SEC beschuldigt Sie des Börsenbetrugs in erheblichem
Ausmaße, und die US-Drogenbehörde, die DEA, sucht Sie.
Homm
Mit der SEC wird sich mein Anwalt in den kommenden Wochen in Verbindung
setzen und das Ganze aufklären. Wenn Sie sagen, die DEA suche mich,
werde ich auch das klären. Mir war das nicht bekannt.
Die
neue Transparenz hat Lücken, alles sagt Homm nicht. In seiner
erfolgreichsten Phase verwaltete er mit seiner Absolute Capital
Management Holding (ACMH) 3 Mrd. Euro Kundenvermögen, er schaffte damals
den Sprung unter die 300 reichsten Deutschen. Aber wo ist sein Geld
jetzt?
Sie behaupten, das meiste von
Ihrem Geld sei weg. Schwer vorstellbar, angesichts Ihres
Erfindungsreichtums in Finanzsachen. Hoffen Sie, dass die Jäger deswegen
von Ihnen ablassen?
Homm Tatsächlich ist nicht mehr viel da.
Wie viel denn?
Homm
Nicht viel, glauben Sie mir. Ich habe mich mit dem Buch jetzt zum
ersten Mal überhaupt zu den ganzen Vorwürfen geäußert. Vor allem meine
ehemaligen Partner, die mich seit Jahren mit ungerechtfertigten
Vorwürfen überziehen, sollten wissen, dass ich nicht mehr alles mit mir
machen lasse. Es war einfach ein Fehler, so lange zu schweigen.
An
vielen Punkten des Gesprächs weicht Homm aus, bleibt nebulös. Nichts
dazu, wo er lebt. Und auch die Details seiner Flucht lässt er unklar. Er
sagt, ihn habe sein dekadentes Leben als Finanzinvestor auf Mallorca am
Ende so angewidert, dass er von einem Tag auf den anderen beschlossen
habe, alle Brücken abzubrechen und spurlos zu verschwinden.
Sie
schreiben, Sie hätten Ihre Flucht von Mallorca aus angetreten - mit
Ihrem Privatjet, einer Pilatus. Andere behaupten, Sie seien von Zürich
aus verschwunden. Außerdem haben wir mal nachgerechnet: Eine Pilatus hat
nur eine Reichweite von 4000 Kilometern - damit kommt man nicht bis
nach Südamerika.
Homm
(lächelt) Zum einen: Ich spreche nicht von "Flucht", ich nenne es
"selbst gewähltes Exil". Zum anderen: Sie haben recht, die Pilatus hat
nur eine Reichweite von 4000 Kilometern. Aber vor nicht allzu langer
Zeit ist mein ehemaliges Flugzeug immerhin um die Welt geflogen. Mehr
habe ich dazu nicht zu sagen.
Wie sieht denn heute ein normaler Tag im Leben von Florian Homm aus?
Homm
Im vergangenen Jahr bin ich viel gereist und habe viel an dem Buch
geschrieben. Ich habe meinen Glauben gefestigt und Maximum Impact
Medicine konzipiert, die karitative Gesellschaft. Und ich mache viel
Sport, um fit zu bleiben.
Das Reisen können Sie sich problemlos leisten?
Homm Das muss ja nicht mehr so teuer sein. Mein Rekord für ein Hotelzimmer beträgt 13 Dollar.
Keine Angst, irgendwo gefasst zu werden?
Homm Ich kann mich gut schützen.
Plötzlich wird Homm unruhig. Sechs Minuten dürfe das Gespräch noch dauern, dann müsse er weiter.
Man hat den Eindruck, dass die große Zeit der Konzernzerleger und Hedge-Fonds-Bulldozer, wie Sie einer waren, vorbei ist.
Homm
Ich hoffe das. Von den Leuten, mit denen ich damals in Harvard studiert
habe, wollten fast alle ins Investmentbanking, in die
Unternehmensberatung oder in die Hedge-Fonds-Branche. Auf jeden Fall
wollten sie alle möglichst rasch ihr persönliches Einkommen maximieren
und sonst nicht viel. Eine ganze Generation ziemlich intelligenter
Leute. Eigentlich ist das ziemlich traurig.
Was spricht dagegen, dass es so weitergeht?
Homm
Ich halte Professor Michael Porter für einen sehr schlauen Menschen,
einen Visionär, den ich aus meiner Harvard-Zeit kenne. Er ist neuerdings
der Meinung: Für den Erfolg von Unternehmen wird künftig entscheidend
sein, dass sie ethische, emotionale Bindungskraft entfalten. Bindung zu
ihren Produkten, Bindung zu ihren Mitarbeitern, Bindung zu ihren Kunden.
Ich glaube, in dieser Welt - da haben so opportunistische Finanzhaie,
wie ich einer war, nicht mehr viel Platz.
Wo ist denn Platz für Sie?
Homm
Mal sehen. Ich habe das Projekt Maximum Impact Medicine , das ist mir
wichtig. Ich könnte natürlich auch in den Untergrund gehen, für einen
Mafiaboss Geld waschen, mich umoperieren lassen und Mädchen jeder
Güteklasse haben. Da gab es Möglichhkeiten. Das ist eine kranke Welt.
Aber das will ich nicht, wirklich nicht. Ich möchte ein guter Mensch und
Vater sein. Mehr geben als nehmen und Positives beitragen. Die Sprüche
sind nicht entscheidend, sondern die Resultate. Schauen wir mal.
Florian Homm nickt und bedankt sich für die Zeit. Er setzt seine Schiebermütze auf, schnappt seinen Rucksack - und verschwindet.
1 Kommentar:
Auch der Spiegel berichtet!
Interview mit Florian Homm
"Sie haben sich mit einem Pitbull angelegt"
http://www.spiegel.de/wirtschaft/interview-mit-florian-homm-a-865880.html
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