Erst kürzlich hat das Oberlandesgericht Frankfurt Abofallen als
gewerbsmäßigen Betrug eingestuft und Anklagen gegen Betreiber
zugelassen. Nun zieht die Hamburger Justiz auf geradezu spektakuläre
Weise nach: Heute wurden zwei Männer verhaftet, die in großem Stil
Abofallen aufgestellt haben sollen. Das Amtsgericht erließ gegen die
Männer am Abend Haftbefehle. Die Beschuldigten sollen mindestens fünf
Millionen Euro eingenommen haben.
Hauptseite der Unternehmer soll “online-downloaden.de” gewesen sein. Über das Angeobt finden sich zahlreiche Warnungen im Netz (Beispiel).
Seit
Mitte 2009 erstatteten mehrere tausend Geschädigte in Deutschland
Strafanzeigen gegen die Betreiber. Sie hatten Rechnungen von 60 bis 80
Euro für angeblich von ihnen abgeschlossene Abos erhalten. Anschließend
meldeten sich Inkassobüros, welche die vermeintlichen Forderungen auf
teilweise rüde Art und Weise einforderten.
Hinter den Abofallen
steckte nach Erkenntnissen der Polizei ein Geflecht aus neun
arbeitsteilig agierenden Unternehmen. Die Firmen saßen in Hamburg und
Lüneburg (Niedersachsen). Auf den Internetseiten wurden Programme
angeboten, die an sich kostenfrei erhältlich sind (Free- und Shareware).
Typisches Beispiel ist der Firefox-Browser gewesen. Hersteller Mozilla
hat gegen Abofallen auch schon erfolgreich geklagt.
Weil die
Verdächtigen keine Genehmigung für den Weitervertrieb hatten, ermittelt
die Staatsanwaltschaft auch wegen des Verdachts der
Urheberrechtsverletzung.
Den Schwerpunkt der Ermittlungen macht
jedoch der Betrugsvorwurf aus. Die weitaus meisten Anzeigenerstatter
haben nach Polizeiangaben beteuert, auf den Downloadseiten sei kein
Kostenhinweis gewesen. Andere gaben an, der Hinweis sei so versteckt
gewesen, dass er offenbar absichtlich verschleiert wurde. Die Betreiber
haben möglicherweise zu einem in der Branche beliebten Kniff gegriffen:
Die Startseite selbst wies die Kostenpflicht auffällig aus. Wer jedoch
über externe Links auf die Domain kam, bekam eine andere Startseite
angezeigt, auf der kein Hinweis enthalten war. Nach Angaben der Polizei
dauern die Ermittlungen in diesen und anderen Punkten noch an.
Die
bisherigen Recherchen des Landeskriminalamtes führten auf die Spur
eines 27-jährigen Lüneburgers, der zusammen mit dem 30-jährigen weiteren
Hauptbeschuldigten sechs Strohleute als Geschäftsführer eingesetzt
haben soll. Um die strafrechtlichen und zivilrechtlichen Ansprüche zu
erschweren, wurden die Firmen, Konten und Büroräume nach Erkenntnissen
der Polizei bereits nach kurzer Zeit jeweils wieder geschlossen und an
anderer Stelle neu eröffnet.
Die Polizei geht derzeit von
mindestens 65.000 Geschädigten aus. Sie sollen insgesamt mehr als fünf
Millionen Euro an die Firma überwiesen haben.
Orig. Quelle: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2011/02/07/haftbefehle-gegen-abofallenbetreiber
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