Donnerstag, 9. Februar 2012

Abzocke in der MLM-Branche - Gier frißt Hirn

Abzocke im Network Marketing - immer wieder fallen Vertriebler auf dubiose MLM-Anbieter herein, die ihnen zum Teil hohe finanzielle Verluste bescheren. Manchmal können die Teilnehmer an solchen Programmen auch juristischen Ärger bekommen - dann nämlich, wenn diese gegen geltendes Recht verstoßen. Allzu großes Mitleid mit den übers Ohr gehauenen Vertrieblern muß man aber nicht haben. Zweifellos profitieren die Abzocker von der verbreiteten Arglosigkeit und Unwissenheit, doch erst die Gier vieler Networker auf schnellen Reichtum macht die finsteren Zeitgenossen so erfolgreich. Wem der Kopf vor lauter Geldträumen vernebelt ist, darf sich nicht beschweren, wenn er hinterher mit leeren Händen dasteht.

Was ist Abzocke?

 

Abzocke hat viele Gesichter. Das Wort steht umgangssprachlich für Übervorteilung im weitesten Sinne, wobei dies nicht zwingend bedeuten muß, daß die strafrechtlichen Voraussetzungen des Betrugs gegeben sind. Andere Begriffe aus der Alltagssprache sind Geldmacherei, Trickserei, Schmu, Beutelschneiderei oder einfach „Beschiß“.

Die Grenzen zur Straftat sind also fließend. Im Network Marketing gibt es zahlreiche Abzocker-Programme, von denen nicht jedes den Tatbestand einer Straftat erfüllt. Dennoch werden die Teilnehmer an solchen MLM-Programmen in der Regel um viel Zeit und manchmal auch um viel Geld gebracht. Oft jedoch hält sich der materielle Schaden in Grenzen, was dazu führt, daß sich kaum jemand findet, der dagegen juristisch vorgeht - die Anwalts- und Gerichtskosten wären deutlich höher als die materielle Wiedergutmachung. Denn wenn die Strafrechtslage ziemlich unklar ist, bleibt nur Weg der Zivilklage.

Die Tricks der Abzocker

 

Genau das ist eine der Abzockermethoden: Die Kosten für die Teilnahme am Programm werden bewußt so niedrig angesetzt, daß der wirtschaftliche Verlust für den einzelnen nicht die Schmerzgrenze überschreitet. So lassen sich Klagen schon im Vorfeld fast vollständig aussschließen, da etwaige Rechtskosten in keinem Verhältnis zum Schadenersatz stehen würden.

Auch sonst verstehen es die MLM-Abzocker, ihren Programmen den äußerlichen Anschein von Seriösität zu verleihen. Mit effektheischenden Websites, imposanten Geschäfspräsentationen und Werbematerialien voller geschäftsmäßig klingender Begriffe „pusten“ sie ihre hohlen Angebote auf. Viele kaufmännisch unerfahrene und rechtsunkundige Personen fallen auf so ein Gemache herein.

Ebenfalls beliebt bei Abzockern ist, sich hinter irgendwelchen Firmenkonstrukten mit Sitz im Ausland zu verstecken, vorzugsweise in Übersee - ein „bewährtes Mittel“ gegen eventuelle Rechtsstreitigkeiten. Denn eine Klagepartei müßte die Gerichte im Sitzland des Betreibers anrufen, was ein teures Unterfangen wäre. Handelt es sich dann noch um so exotische Domizile wie Paraguay oder die Seychellen, bleiben die Bösewichte in der Regel völlig unbehelligt - es sei denn, man weist ihnen nach, daß es sich um eine Briefkastenfirma handelt und die Hintermänner in Wahrheit in Deutschland sitzen. Das aber ist oft nicht oder nur schwer möglich. Doch auch Klagen in den EU-Nachbarländern sind teuer und zeitaufwendig. Hinzu kommt die Sprachbarriere, sofern es nicht gerade um Länder wie Österreich oder die Schweiz geht.

Noch schwieriger ist es, gegen ausländische Abzocker vorzugehen, deren Angebote nicht einmal in deutscher Sprache vorliegen. Gerade aus den USA schwappen immer wieder dubiose MLM-Programme herüber, an deren Betreiber man so gut wie gar nicht herankommt. „Mitgebracht“ werden diese Programme von irgendwelchen hiesigen Vertrieblern, die sich damit ein Riesengeschäft versprechen. Diese setzen dann eine deutschsprachige Infoseite ins Netz und gehen auf „Dummenfang“. Da die Einschreibung in der Regel über die ausländische Website erfolgt, hat man im Streitfall keinen Ansprechpartner, während der deutsche Vertriebler die Verantwortung für die Probleme von sich weist.

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